Degerloch ist ein Stadtbezirk am Südrand der Stuttgarter Innenstadt, der auf der 200 Meter höheren Filderebene liegt. Der heutige Bezirk Degerloch wurde 1956 durch die Vereinigung der bis 1908 selbstständigen Gemeinde Degerloch und des in den 1930er Jahren gegründeten Stuttgarter Stadtteils Hoffeld gebildet
Geographie:
Degerloch liegt am nördlichen Rand der Filder-Hochebene. Vom höchsten Punkt am Wasserturm (485 m ü. NN) fällt Degerloch nach Norden hin steil in Richtung Innenstadt, nach Süden hin flach in Richtung Ramsbachtal ab.
Im Norden des bebauten Areals befindet sich das Geschäftszentrum, an das südlich das alte Zentrum mit Michaelskirche, Zehntscheuer, dem 2006 grunderneuerten Bezirksrathaus (Bürgerzentrum) sowie dem 2005 neu erbauten Feuerwehrhaus angrenzt. Im Südwesten befindet sich das Gewerbegebiet „Tränke“.
An die Bebauung schließen sich im Westen und im Süden (Ramsbachtal) Felder, Wiesen und Gärten, im Osten Wald an. Im Norden geht die dem Gefälle entsprechend aufgelockerte Wohnbebauung in die der Innenstadt über. 3,5 Hektar Weinbergsfläche in Südwestlage bilden dort den Rest des Degerlocher Scharrenberges, der um 1850 noch 23 Hektar einnahm (siehe Weinbau in Stuttgart
Geschichte
Degerloch wurde erstmals um 1100 in einer Schenkung an das Kloster Hirsau urkundlich erwähnt und umfasste damals zwölf Häuser. 1295 erwarben die Grafen von Württemberg den Ort Degerloch, während der Mutterort Möhringen an die Reichsstadt Esslingen am Neckar kam. Die Orte an der Grenze hatten in den Auseinandersetzungen zwischen Esslingen und Württemberg 14. und 15. Jahrhundert sehr zu leiden. 1449 wurde Degerloch durch Esslinger niedergebrannt. Auch im Bauernkrieg, im Dreißigjährigen Krieg, im Pfälzischen Erbfolgekrieg und den Napoleonischen Kriegen kam es zu Truppendurchzügen und Plünderungen.
Eine Kapelle wurde in Degerloch erstmals 1361 erwähnt und 1468, nach der kirchlichen Loslösung von Möhringen, zur Pfarrkirche erhoben. Wie ganz Württemberg wurde Degerloch im Zuge der Reformation evangelisch, Katholiken sind erst wieder seit dem späten 19. Jahrhundert ansässig. Im 18. Jahrhundert verdoppelte sich die Einwohnerzahl von 502 Personen im Jahr 1703 auf 1038 Einwohner im Jahr 1807.
Im Zeiten Weltkrieg war Degerloch von den Luftangriffen auf Stuttgart betroffen, die wie in der Nacht vom 15. auf den 16. März 1944 häufig mehr das Umland als die Stuttgarter Innenstadt trafen. Der schwerste Luftangriff auf Degerloch erfolgte in der Nacht von 25. auf 26. Juli 1944. Am 22. April 1945 übergab der NS-Oberbürgermeister Karl Strölin im Degerlocher Gasthof „Zum Ritter“ die umkämpfte Stadt Stuttgart an französische Truppen.
Bei der Neugliederung der Stuttgarter Stadtteile zum 1. Januar 2001 wurde der Stadtteil Degerloch in die Stadtteile Degerloch (neu), Haigst, Tränke und Waldau aufgeteilt. Mit Hoffeld besteht der Stadtbezirk Degerloch seither aus fünf Stadtteilen.
Sehenswürdigkeiten
- Bekannteste Sehenswürdigkeit Degerlochs ist der Stuttgarter Fernsehturm
- Das Rathaus von Degerloch entstand 1845
- Der Wasserturm Degerloch nach Plänen von Paul Bonatz aus dem Jahr 1911 an der Jahnstraße
- Die evangelische Michaelskirche ist die älteste Kirche des Ortes und geht auf die 1361 erwähnte und 1621 umgebaute Kapelle zurück. Ihre heutige Gestalt erhielt sie durch einen Neubau 1890. Die katholische Kirche Maria Himmelfahrt wurde erst 1927 geweiht, die evangelische Hoffeldkirche 1933.
- Haus des Waldes, ein Naturkundemuseum über die Ökologie, die Flora und die Fauna des Waldes; unter anderem zahlreiche Tierpräparate
- Sehenswert sind auch die Friedhöfe in Degerloch: der Waldfriedhof Stuttgart mit den Gräbern zahlreicher Prominenter, der Dornhaldenfriedhof mit den Gräbern von RAF-Mitgliedern, sowie der 1870 aufgelassene Alte Friedhof am ehemaligen Zahnradbahnhof mit historischen Grabmalen.
Von 1926 bis 1930 betrieb der Süddeutsche Rundfunk in Hoffeld seine zentrale Sendeanlage für Mittelwelle. Als Antenne diente eine T-Antenne, die an zwei freistehenden Stahlfachwerktürmen aufgehängt war. Diese Türme überstanden den Zweiten Weltkrieg und wurden gegen Ende der 1950er Jahre demontiert, heute befindet sich auf dem ehemaligen Senderareal ein Sportplatz. Das Käshäusle, der letzte Überrest des Dorfes Ittinghausen, wurde 1934 abgerissen.
Ein vom Ziegeleibesitzer Kühner 1885/86 erbauter Aussichtsturm an der Ecke Hainbuchenweg/Nägelestraße (bis 1938: Turmstraße), der von Degerlochs früher Zeit als Luftkurort zeugte, wurde 1943 gesprengt. Nach diesem Aussichtsturm war bis ca. 1900 eine Haltestelle der Zahnradbahn benannt.